Nahtodverwirrung





Ich schwebe unter der Decke eines Zimmers und schaue herunter auf ein Bett in dem eine Person liegt und eine Person auf der Bettkante sitzt.


Ich denke, die Person hat denselben Schlafanzug an, den ich auch habe. Und, die sieht genauso aus wie ich. Ich stocke. Und die andere Person auf der Bettkante sieht aus, wie meine Mutter. Ich stocke wieder.

Also, wenn ich hier oben bin, und das da meine Mutter ist und ich im Bett liege, dann ist das gar nicht gut. Was ist los ?

Die Frau, die meine Mutter ist, weint. Und als ich zu ihr sage: "Hallo Mama, bitte weine nicht, alles ist gut, ich bin hier, und es geht mir gut." Da höre ich eine Stimme sagen, dass ich mitkommen soll. Ich drehe mich um und bemerke ein unsichtbares Wesen, dass mich freundlich, aber nachdrücklich auffordert.


Ich denke: Nein, ich kann nicht mitkommen. Ich muss meine Mutter trösten. Warum eigentlich weint sie ? Und wo bin ich hier ? Ich rufe ihr zu, aber sie reagiert nicht.

Das freundliche Wesen insistiert und will, dass ich jetzt mitkomme. Und nun verstehe ich. Ich bin wohl gestorben und tot. Deshalb weint meine Mutter. Aber wieso bin ich tot, wenn es mir doch gut geht ? Ja, es geht mir eigentlich blendend, so gut wie lange nicht. Ich habe keine Schmerzen und fühle mich befreit von Angst und Sorgen. Der Körper da interessiert mich überhaupt nicht mehr.


Eine geheimnisvolle Kraft zieht mich weg aus dem Zimmer, und ich scheine zu fliegen, immer schneller. Es geht ab wie in einem Raketenbeschleuniger. Ganz ohne Angst erreiche ich einen dunklen Tunnel und sehe nichts, nur totale Dunkelheit. Mein Abholer ist schon weg, er scheint es eilig zu haben. Dann erscheint in der Ferne ein heller Punkt wie ein helles Licht.

Plötzlich erscheinen Bilder meines Lebens, so als erlebe ich es noch einmal, nahezu zeitgleich. Ich fühle die Emotionen meines Lebens, die schönen und die schlechten. Und nicht nur meine, sondern auch die derjenigen, die ich erfreut und verletzt habe. Oh Mann, wie krass ist das denn. Was habe ich alles getan ? Ich fühle mich tief betroffen.


Wieso eigentlich scheine ich noch einen Körper zu haben. Der liegt doch tot im Bett. Aber ich fühle mich ganz und heile. Ich fliege weiter auf das Licht zu, das immer größer und heller wird. Es ist ein schönes Licht. Als ich es erreiche, bin ich vollständig begeistert. Es strahlt soviel Liebe aus, und es empfängt mich, als käme ich endlich nach einer langen Reise nach Hause. In mein echtes Zuhause. Es ist unglaublich schön, so fantastisch.

Ich spüre die Gegenwart von vielen anderen Wesen, aber ich sehe keine. Es fühlt sich an, als wäre ich mit allen eng verbunden. Ich scheine alles zu wissen, es herrscht vollkommene Klarheit, und ich fühle mich geborgen und vollkommen verstanden. Es ist unbeschreiblich. Dieses helle Licht besteht aus unendlicher bedingungsloser Liebe, die mich total einhüllt und durchströmt.

Es gibt weder Zeit noch Raum, also kann ich nicht sagen, wie lange ich schon da bin, als mich eine andere Stimme erreicht, die mit mir spricht, aber nicht mit Worten, sondern rein geistig.


Die Stimme sagt, ich kann nicht bleiben, ich muss zurück.


Das trifft mich wie ein Schock. Warum denn ? Warum darf ich nicht bleiben ? Ich will nicht zurück.

Ich müsse noch meine Aufgaben erledigen, drängt die Stimme.

Welche Aufgaben ? will ich wissen. Aber augenblicklich zieht mich die Kraft, die mich vorher aus dem Zimmer gezogen hat, mit großer Macht aus dem Licht. Und dann bemerke ich voller Entsetzen, dass sie mich wieder in meinen irdischen Körper hineinzwingt.

Wie furchtbar entsetzlich ist das. Nein, ich will nicht. Es ist so eng und beklemmend. Und dann kehren die Schmerzen zurück, die ich vor dem Verlassen des Körpers hatte. Und dann ist alles vorbei.


Ich wache auf, und bin vollkommen verwirrt und benommen. Eine Krankenschwester steht an meinem Bett und ruft etwas. Ich öffne die Augen und sehe an die Zimmerdecke. Was ist geschehen ?

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